Montag, 27. September 2021
The Stranger Times - faszinierend, spannend und humorvoll
Was, wenn die seltsamsten News die wirklich wahren wären? Eine provokativer Aufhänger für ein ungewöhnliches Buch.

Hannah hat gerade eine Trennung hinter sich und sucht in Manchester nach einem Weg, auf eigenen Beinen zu stehen. Ein Bewerbungsgespräch bringt sie in die Redaktion der Wochenzeitung "The Stranger Times", die sich mit den wirklich unglaublichen Phänomenen dieser Welt beschäftigt. Bereits in ihrer ersten Arbeitswoche in der Redaktion beginnen die Dinge sich zu überschlagen und echter Journalismus ist gefragt. Es geschieht Unglaubliches und die Geschichten der "Stranger Times" scheinen Realität zu werden.

Dieses unglaubliche Buch hat mich sofort in den Bann gezogen. Das Cover, der Titel, der schwarze Buchschnitt und der Klappentext - alles ist dafür geschaffen, das Interesse des Liebhabers ungewöhnlicher Bücher zu wecken.

Die Protagonistin Hannah versucht, im Arbeitsleben Fuß zu fassen und ihr Chef macht ihr dies nicht gerade leicht. Hannah nimmt die Herausforderung an und entwickelt sich in diesem Roman auf faszinierende Weise. Alle Personen haben ein lebendiges Profil, die Truppe um den kaum zu ertragenden Chefredakteur Vincent Banecroft ist bunt zusammen gesetzt und verfügt über sehr unterschiedliche Fähigkeiten, die sich dem Leser im Laufe der Geschichte erschließen. Der Roman beginnt relativ harmlos und mit echtem britischen Humor wird die Situation, in der sich die Wochenzeitung "The Stranger Times" befindet vor dem Auge des Betrachters entwickelt. Es gibt jede Menge Persönlichkeiten kennenzulernen und das Buch braucht einen längeren Anlauf bis es so spannend wird, dass man es nicht mehr aus der Hand legen mag. Die ungewöhnlichen Erlebnisse der "Journalisten" haben eindeutig Fantasycharakter - man könnte sie auch magisch oder paranormal nennen. Der Autor versteht es, den Leser zu fesseln, die Story wird nie langweilig und an einigen Stellen musste ich laut lachen. Insgesamt ist es very britsh und man ist froh, dass es diese Menschen gibt, die dem Unerklärlichen auf den Grund gehen - auch wenn Polizei und Regierung versuchen, die Dinge zu vertuschen. Dieses Buch ist der erste Teil einer Trilogie und der Cliffhanger am Ende lässt den Leser die Fortsetzung herbeiwünschen. Mir hat dieses Buch sehr gefallen - ich gebe 5 Sterne und eine echte Leseempfehlung.

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Sonntag, 26. September 2021
Anarchie Déco - Urban Fantasy und Krimi - keine leichte Kost
Dieser (Kriminal)Roman spielt im Berlin der 1920er Jahre. Die Physikerin Nike Wehner versucht mittels Experimenten die magischen Vorgänge in der Stadt zu verstehen, die der Polizei Rätsel aufgibt. Eine Frau verschwindet und taucht als versteinerte Statue wieder auf. Andere Statuen werden vorübergehend lebendig.

Der Klappentext dieses Buchs hat mein Interesse geweckt. Ein Urban Fantasy Roman mit Krimicharakter lässt den Leser Magie erwarten. Teilweise wurde diese Erwartung erfüllt, allerdings mit vielen wissenschaftlichen Erklärungsversuchen, was den Einstieg in diese Geschichte etwas erschwert hat. Die Autoren liefern im Internet eine einführende Vorgeschichte, was für das Verständnis der Zusammenhänge anfänglich sehr hilfreich ist.

Das Leben in den 1920er Jahren im lebenshungrigen Berlin wird sehr gut beschrieben. Die Protagonistin Nike, ihr Partner auf Zeit Sandor, Georgette - eine Varieté Tänzerin und der Polizist Seidel bilden ein Team, das versucht gemeinsam hinter die Geheimnisse der magisch anmutenden Veränderungen der Materie zu kommen.

Es ist für alle nicht leicht, sich aufeinander einzustellen, dennoch gelingt eine Zusammenarbeit. Physikalische Erklärungen, die Erkenntnis, dass Wissenschaft und Kunst sich verbinden müssen, um Magie zu erschaffen und die Realität dieser Zeit, in der Einstein, Bohr und Co die Experimente der jungen Frau, die sich gern männlich kleidet, mit Argusaugen beobachten sind sehr gut nachvollziehbar.

Dieser Roman kann nicht wirklich in ein Genre eingeordnet werden, er sprengt die bekannten Grenzen. Der Wechsel zwischen Wissenschaft, Magie und Krimi macht das Buch spannend, behindert allerdings auch ein wenig den Lesefluss. Ich hatte ein etwas anderes Buch erwartet, habe jedoch einiges über diese Zeit, physikalische Experimente und den Einfluss der Nazis bereits in diesen Jahren gelernt.

Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, es lohnt sich aber, sich darauf einzulassen. Ich gebe 4 Sterne und eine Empfehlung an Freunde ungewöhnlicher Bücher mit dem Flair der 1920er Jahre.

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Samstag, 25. September 2021
Sturmtod - Krimi mit Gruselfaktor
Jennifer Nowak erbt ein altes Haus auf den Klippen von Cornwall in einem abgelegenen Fischerdorf. Nach einem Unfall, bei dem Jennifer ihren Verlobten verloren hat und seitdem durch Brandnarben entstellt ist, scheint dies ein Wink des Schicksals für einen Neuanfang zu sein. Jennifer fühlt sich in dem alten Haus sofort wohl - doch es gibt jemanden, der versucht, die junge Frau zu vertreiben. Gemeinsam mit Travis Sayer versucht sie dem Geheimnis des Hauses auf die Spur zu kommen und gerät dabei in tödliche Gefahr.

Dieser Krimi von Volker Dützer bringt dem Leser schon mit dem Cover die wilde Natur Cornwalls nahe. Man kann sich gut vorstellen in dieser Einsamkeit in einem alten Haus gruseliges zu erleben. Und gruselig wird es in diesem Buch. Die Protagonistin ist mir sehr sympathisch, ich gönne ihr den Neuanfang an einem neuen Ort. Travis Sayer, den ebenfalls ein Geheimnis umgibt, gefällt mir in der Rolle ihres Helfers - die kleine Liebesgeschichte schadet der Story nicht. Das alte Gebäude mit dem verwilderten Garten gibt nach und nach seine Mysterien preis und es wurde etwas verwirrend. Der Autor versteht es jedoch, die Puzzleteile zum Ende des Krimis zusammenzufügen, so dass der Leser zufrieden das Buch schließen kann. Mir hat das Buch insgesamt gefallen, der Schreibstil ist angenehm, Volker Dützer beschreibt die Umgebung und die Schauplätze so als wäre er selbst dort gewesen, was mir gefallen hat. Der Spannungsbogen zieht sich gut durch die Geschichte, der Gruselfaktor hat mich nicht gestört. Es handelt sich um einen guten Krimi, dem ich gern 4 Sterne gebe.

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Dienstag, 21. September 2021
Des Kummers Nacht - interessante Ermittlungen in Berlin
Wilhelm von der Heyden erlebt wie im Haus gegenüber eine Explosion stattfindet und eine Frau aus ihrer Wohnung geschleudert wird. Wilhelm versucht zusammen mit seinem Freund zu helfen und gerät damit in den Fokus der Polizei. Der Chef der Berliner Kripo ist begeistert von Wilhelms Kombinationsgabe und stellt ihn vorübergehend ein. Der Beruf des Kriminalbeamten ist eines der Ziele, die Wilhelm nach seinem Studium erreichen kann. Schon bald wird klar, dass dieser Fall sich nicht so einfach lösen lässt und höchste Kreise involviert sein könnten.

Dieser Kriminalroman spielt im Berlin des Jahres 1855 - die preußische Krimimalpolizei befindet sich noch in der Entwicklung. Es hat mir sehr gefallen, wie der Autor die Situation dieser jungen Behörde beschreibt. Es ist leicht, sich vorzustellen, wie Wilhelm von der Heyden mit Argusaugen beobachtet wird und trotzdem seinen Weg geht. Die Nachforschungen im Archiv und die politischen Gespräche gestalten sich zeitgemäß. Ralph Knobelsdorf ist es gelungen, die Charaktere lebendig werden zu lassen. Die Lebenssituation des Protagonisten und die Hintergründe des Geschehens entwickeln sich gut nachvollziehbar. Die gewählte Sprache entspricht der Zeit, der Schreibstil ist angenehm. Es handelt sich bei diesem Buch um einen echten Kriminalroman, der die Ermittlungen und die Entwirrung der Zusammenhänge besonders gut erfahren lässt. Ich konnte während des Lesens in die Zeit eintauchen und habe Wilhelm von der Heyden gern begleitet.. Im Nachwort erklärt der Autor seinen Anspruch an diesen historischen Krimi und seine Beweggründe, die Fakten ein wenig zurechtzubiegen. Ebenso erläutert er Hintergründe und historische Personen, was ich als sehr hilfreich empfand. Bei einem Umfang von fast 600 Seiten wird die Geschichte nicht langweilig, es braucht tatsächlich diese Zeit für die befriedigende Lösung des Falls. Ich hoffe, diesem ersten Fall von Wilhelm von der Heyden werden weitere folgen und gebe diesem Buch 5 Sterne.

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Sonntag, 19. September 2021
Madame Exupéry und die Sterne des Himmels - faszinierender Roman
Consuelo ist eine junge Malerin und lernt auf einer Party in Buenos Aires den Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry kennen. Er poltert geradezu in Consuelos Leben und es wird Liebe auf den ersten Blick. Consuelo wird Antoines Muse. Schreiben ist Tonios Leidenschaft, allerdings ist er auch oft als Pilot unterwegs. Die Liebe der beiden und ihre besondere Beziehung zueinander sind Thema dieses Buches von Sophie Villard

Consuelos Temperament, Tonios zügelloses und oft rücksichtsloses Leben stellt das Paar große Herausforderungen. Das Leben in Paris mit ihren Künstlerfreunden sowie ihre Aufenthalte an vielen besonderen Orten der Welt sind so lebendig beschrieben, dass man als Leser das Gefühl hat, wirklich dabei zu sein. Die Autorin bewegt sich zwischen den Zeiten von 1942 immer wieder zurück zu den Anfängen dieser besonderen Beziehung und bewegt sich dann kontinuierlich vorwärts. Die Auswirkungen des Krieges überschatten auch das Leben von Consuelo und Tonio. Es ist sehr schön mitzuerleben, wie das berühmte Buch "der kleine Prinz" entsteht.

Sophie Villard versteht es, die Charaktere der Protagonisten lebendig werden zu lassen. Die Höhen und Tiefen dieser Liebesbeziehung haben mich sehr berührt. Wie unglaublich sich Consuelo und Tonio lieben und wie sie um diese Liebe kämpfen - jeder auf seine Art - hat mich beeindruckt.

Die Autorin hat in diesem Roman einen ungewöhnlich einnehmenden Schreibstil, die Spannung in der Geschichte bewegt sich Wellen, die dem Buch einen besonderen Charme verleihen. ich habe mit diesem Roman viel über das besondere Paar erfahren und gebe diesem Buch 5 Sterne und eine unbedingte Empfehlung an Leser, die historische Liebesgeschichten mit Gänsehautfeeling und gute Recherche lieben.

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Diese Frauen - ungewöhnliches Buch mit aktuellem Thema
Detective Esmeralda - Essie - Perry arbeitet bei der Sitte in Los Angeles und geht einem Fall von brutal ermordeten Frauen nach, den außer ihr niemanden zu interessieren scheint. Die Frauen gingen keinem normalen Beruf nach - sie waren Prostituierte und dadurch für die Ermittlungen weniger interessant bis vernachlässigbar. Essie wird von ihren Kollegen oft nicht ernstgenommen, dennoch verfolgt sie akribisch jede Spur, die sich ihr bietet.

Was zunächst wie eine Kriminalgeschichte klingt, begegnet dem Leser als Biographie von fünf Frauen, die Opfer, Betroffene, Mütter und Freundinnen sind. Die Autorin wechselt die Perspektive, man lernt die Frauen allmählich kennen. Die Geschichten der Prostituierten sind berührend und regen zum Nachdenken an. Die Lebenswege der Frauen sind ebenso unterschiedlich wie ihre Beweggründe für ihren Beruf. Sie alle lieben das Leben und erwarten so viel mehr als es ihnen bietet. Die Art, wie das LAPD mit dem Tod der Frauen umgeht, macht bewusst, wie grausam es ist, wenn man am Rande der Gesellschaft existiert und nicht den Normen entspricht. Die Welt, in der sich die Opfer bewegen ist gefährlich und das Leben nimmt viel mehr von ihnen als es gibt. Die Ermittlerin steht allein in dieser Welt mit ihrem Gerechtigkeitssinn. Die Morde und die Geschichte der Opfer bewegen sich durch die Story, als Leser taucht man in das Leben der Frauen ein. Ich konnte mich sehr gut mit Essie Perry identifizieren.

Durch den Wechsel der Perspektive dauert es seine Zeit bis man sich in die Geschichte hineinfindet. Die Gesellschaftskritik klingt in diesem Buch ebenso an wie die Mahnung sich eine objektive Meinung zu bilden und ein Opfer nicht für seinen Lebensstil zu verurteilen.

Das relativ düstere Cover lässt keinen Zweifel daran, um welche Frauen es sich handelt. Die Bedeutung der Taten für die Angehörigen kommt sehr gut zur Geltung - dem Täter wird so wenig Aufmerksamkeit wie möglich gewidmet. Dieses außergewöhnliche Buch von Ivy Pochoda war für mich eine Bereicherung. Ich gebe 4 Sterne.

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Samstag, 18. September 2021
Musentod - nicht wirklich spannend
Am Goethedenkmal in Berlin wird eine Frauenleiche gefunden, die der Täter übel zugerichtet hat. Auf ihrem Rücken hat er Verse eingeritzt, die zunächst niemand zuordnen kann. Josef Winter von der Mordkommission steht vor einem Rätsel. Die Literaturprofessorin Rika Hohenstedt gerät in den Fall hinein als sie glaubt zu erkennen, um wen es sich bei dem Mörder handelt.

Den Titel dieses Thrillers von Jana Schikorra fand ich sehr interessant, das Cover und der Klappentext versprachen ein spannendes Buch. Diese Erwartung wurde nur teilweise erfüllt. Die anfängliche Spannung verliert sich recht schnell - man glaubt zu erkennen, wer der Täter ist und wie die Professorin in den Fall verwickelt ist. Doch dann stiftet die Autorin noch einmal Verwirrung und der Leser ist gefordert, die Puzzleteile neu zusammen zu setzen. Im letzten Drittel des Thrillers nimmt die Geschichte noch einmal an Fahrt auf. Der Weg bis zum Täter, der seine Muse tötet ist relativ verwirrend. Jana Schikorra Idee zu diesem Buch gefällt mir gut, ihr Schreibstil ist einfach zu lesen. Ich gebe diesem Buch 3 Sterne.

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Freitag, 17. September 2021
Der Tod und das dunkle Meer - Krimi mit historischem Hauch
Samuel Pipps, seines Zeichens erfolgreicher Detektiv befindet sich an Bord der Saardam,, einem Schiff, dass ihn von von Bartavia nach Amsterdam bringen soll und zwar zu seiner Hinrichtung. Eingesperrt in einer dunklen Kammer, ist der einzige der ihn besucht sein Freund und Assistent Arent Hayes. Diese Überfahrt steht unter keinem gutem Stern, denn der "Teufel" scheint sein Unwesen zu treiben. Unerklärliche Morde, geschehen. und ein Fluch soll den Passagieren schaden. Generalgouverneur Wessel und seine Frau Sara sind auch an Bord des Schiffes. Die Dinge nehmen schon bald einen düsteren Verlauf und Samuel versucht mit Hilfe seines Assistenten und der Frau des Generalgouverneurs Licht in die Situation zu bringen, bevor der Teufel sein perfides Spiel gewinnt.

Dieser Kriminalroman spielt an Bord eines Schiffes im Jahr 1634 und beginnt ziemlich spannend. Die ersten 70 Seiten haben mich sofort in den Bann gezogen, leider verliert sich die Geschichte dann für einen längeren Zeitraum in den Ermittlungen. Der Autor erinnert mich in den Untersuchungsmethoden an Sherlock Holmes und Dr. Watson - was wohl so gewollt ist. Sara Wessels erscheint ein wenig zu modern für ihre Zeit, ihre Person gibt der Story aber eine attraktive Note. Die Situation an Bord des Schiffes ist für mich sehr gut nachvollziehbar, die Enge und Unausweichlichkeit gut beschrieben. In diesem Krimi begegnen dem Leser, Macht und Aberglaube, eine Detektivgeschichte mit mystischen Aspekten.

Stuart Turton hat sicher sehr gut recherchiert, die historischen Fakten allerdings der Story zuliebe angepasst. Mit Fortgang der Geschichte zieht die Spannung wieder an, die Puzzleteile setzen sich langsam zusammen. Eine überraschende Auflösung zum Ende des Buches liefert der Autor allerdings doch.

Die Charaktere haben Profil, werden vorm dem Auge des Lesers lebendig. Der Schreibstil ist geschuldet an den Umfang des Buches manchmal etwas langatmig. Insgesamt hat mir das Buch gefallen, ich gebe 4 Sterne.

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Mittwoch, 15. September 2021
Barbara stirbt nicht - ein humorvolles Portrait einer Ehe, deren Routine plötzlich nicht mehr funktioniert
Der Rentner Walter Schmidt sieht sich eines Morgens in der Routine seines Alltags empfindlich gestört: seine angetraute Gattin Barbara findet er nicht in der Küche wie jeden Tag, sondern im Bad auf dem Boden liegend. Nachdem er sie in ihr Bett verfrachtet hat, bleibt Barbara dort liegen und steht einfach nicht mehr auf. Walter hat in seinem Leben noch keinen Kaffee selbst gekocht oder eine Suppe zubereitet. Nun sieht er sich in der Situation, sein ganzes Leben zu verändern, sich selbst und seine Frau zu versorgen und sich gegen die Kinder, Freunde ,, Nachbarn und Barbaras Internetbekanntschaften zur Wehr zu setzen.

In diesem humorvollen Roman von Alina Bronsky begegnet dem Leser ein Mann alter Schule, der es gewohnt ist,, dass die Dinge des täglichen Lebens einfach funktionieren. Mitzuerleben wie Walter Schmidt seinen ersten Kaffee zubereitet, sich allmählich damit anfreundet zu kochen, eine Routine in Haushaltsangelegenheiten entwickelt und dabei doch so vieles einfach übersieht oder auf seine eigene Weise regelt hat mir viel Freude bereitet. Die Autorin beschreibt eine Familie, die es auch heute noch vielerorts gibt, von der man aber im Zuge der Emanzipation nicht allzu oft etwas wahrnimmt. Die Rollenverteilung wird in dieser Geschichte in Frage gestellt, der Protagonist handelt als Oberhaupt der Familie auch in dieser Situation nach eigenen Regeln und setzt sich mit seinen Kindern und den Freunden auseinander, die es nur "gut" meinen. Die Autorin zeichnet mit Biss und Witz eine Verwandlung eines unnahbaren Ehemannes in einen fürsorglichen Partner, der nach und nach Einblick in das Leben seiner Frau erhält.

Alina Bronsky hat mit diesem Roman beschrieben, wie es gelingen kann in einer eingefahrenen Lebensroutine der Beziehung eine neue Chance zum Neuanfang zu finden. Ihr Schreibstil ist humorvoll, mit sarkastischem Biss und lässt an manchen Stellen nachdenklich werden. Das Ende der Geschichte lässt die weitere Entwicklung offen - der Leser bleibt jedoch hoffnungsvoll zurück. Ich gebe diesem Buch 4 Sterne.

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Sonntag, 12. September 2021
Die Teehändlerin - unterhaltsamer einstieg in die Familiengeschichte der Ronnefeldts
Friederike ist die Ehefrau des Teehändlers Tobias Ronnefeldt. Sie liebt das Geschäft ihres Gatten sehr,: die edlen Tees und die wertvollen Seidenstoffe aus China. Als Frau eines geachteten Geschäftsmanns in Frankfurt im Jahr 1838 genießt sie den Respekt der Kunden und ihrer Freunde. Als Tobias sich einen Jugendtraum erfüllt und sich auf eine monatelange Reise nach China aufmacht, bliebt Friederike mit den Kindern zurück - schwanger und einem unguten Gefühl was den neu eingestellten Prokuristen betrifft. Dieses Gefühl trügt nicht und schon bald steht Friederike vor der Aufgabe, die Geschicke des Teehauses selbst in die Hand zu nehmen. In dieser Zeit kein leichtes Unterfangen für eine Frau.

Susanne Popp hat mit diesem ersten Buch über die Familie Ronnefeldt dem Leser einen Einstieg in eine ungewöhnliche Geschichte ermöglicht. Die Geschäfte des Kaufmanns Tobias Ronnefeldt und sein ganz persönlicher Einsatz für seine Familie und sein Geschäft sind ebenso gut beschrieben wie das Wirken der jungen Ehefrau Friederike, die ihr Selbstbewusstsein findet und sich im Laufe der Jahre nicht nur als Ehefrau und Mutter definiert. Die beschwerliche Reise nach China findet in diesem Buch ebenso beeindruckende Schilderung wie auch die Situation, in der sich Friederike Ronnefeldt wiederfindet, als sie nicht mehr nach den allgemeinen Gepflogenheiten handelt. Die Autorin hat in angenehm kurzen Kapiteln, die treffend betitelt sind und mit wechselnden Perspektiven eine interessante Spannung aufgebaut. Mir hat das Eintauchen in eine vergangene Zeit sehr gefallen. Die Erklärungen zu den geschichtlichen Quellen im Nachwort bieten den Abschluss für ein wirklich gut recherchiertes Buch. Ich gebe diesem ersten Teil der Ronnefeldt Saga 5 Sterne und freue mich auf die Fortsetzung.

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